Die heutige Entscheidung des bayerischen Wissenschaftsministers Wolfgang Heubisch eine verfasste Studierendenschaft in Bayern nicht wieder einzuführen, trifft bei den Bayerischen Studierendenvertretungen auf Wut und Enttäuschung. Noch mehr als die Gründe, die der Minister nun für eine Ablehnung heranzieht, stößt den Studierenden die Art und Weise auf, in welcher Heubisch die Abfuhr erteilt hat.
Malte Pennekamp, Sprecher der Bayerischen Studierendenvertretungen (LAK) zeigt sich tief enttäuscht: „Es ist wirklich unterste Schublade von der Ablehnung der verfassten Studierendenschaft zuerst aus den Medien zu erfahren, nachdem wir den Minister schon seit Monaten um eine Stellungnahme gebeten haben. Gerade weil wir keine Antwort erhalten hatten, haben wir ihn ja noch letzte Woche in einem offenen Brief gebeten nun endlich Position zu beziehen. Auch dieser Brief ist unbeantwortet geblieben. Wer sich erst einen Tag nach den Protesten traut den Studierenden reinen Wein einzuschenken, muss sich den Vorwurf der Feigheit gefallen lassen. Der Minister hat die Studierenden
getäuscht“.
Um die Gemüter der Studierenden zu beruhigen hatte der Minister bereits nach den Besetzungen und Demonstrationen im Winter eine Arbeitsgruppe aus Studierenden, Hochschulen und Ministerialbeamten einberufen, die Lösungsvorschläge für eine verfasste Studierendenschaft erarbeiten sollte. Die studentischen Mitglieder der Arbeitsgruppe hatten zuletzt mehrfach beklagt, dass vom Ministerium keinerlei Entgegenkommen zu spüren sei, Kompromissvorschläge würden nicht einmal diskutiert.
Barbara Kern, Sprecherin der Bayerischen Studierendenvertretungen: „Das Versprechen des Ministers im Winter die Einführung der verfassten Studierendenschaft ergebnisoffen prüfen zu wollen, die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, all das hat sich nun als bloße Makulatur erwiesen. Mehr Ehrlichkeit im Vorhinein hätte dem Minister nicht schlecht gestanden. Die Wut der Studierenden trifft ihn nun völlig zurecht. Wir haben uns in der Arbeitsgruppe inhaltlich verbogen, wie es nur ging, um einen Kompromiss zu ermöglichen. Wir haben uns intern aufgerieben, um eine kompromissfähige Lösung zu finden. Umso größer sind Enttäuschung und Wut jetzt.“
Für Malte Pennekamp sind auch die Gründe, die der Minister nun gegen die verfasste Studierendenschaft ins Feld führt, haltlos: „In 14 von 16 Bundesländern gibt es die verfasste Studierendenschaft. Wir haben im vergangenen Monat alle 14 Länder zur verfassten Studierendenschaft befragt. Von den 14 Bundesländern hat nicht eines erklärt, es sei mit der verfassten Studierendenschaft unzufrieden. Die Begründung seiner Ablehnung ist schon fast selbstironisch. Er möchte die Selbstverwaltung der Studierendenvertretung nicht, weil er die Selbstverwaltung der Hochschule schützen möchte. Dabei wird die Autonomie der Hochschule durch die verfasste Studierendenschaft gestärkt und nicht eingeschränkt. Wir hätten in Bayern die Chance gehabt eine moderne Fassung der verfassten Studierendenschaft einzuführen. Diese Chance scheint der Minister leider vertan zu haben“.
Pressemitteilung
Landes-ASten-Konferenz Bayern
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