Eine gemeinsame Veranstaltung des Netzwerks Hochschule und Nachhaltigkeit Bayern in Kooperation mit der Landes-ASten-Konferenz Bayern und der Allianz Nachhaltige Universitäten in Österreich.
Am 27.6. diskutierten im Rahmen der Veranstaltung „Nachhaltige Hochschule – Studierende für einen ‚Klimawandel‘ an Hochschulen“, die an der Hochschule München stattfand, mehr als 200 Hochschulvertreterinnen – Studierende, Hochschulleitungen, Dozierende sowie wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Mitarbeiterinnen – aus Bayern, Österreich und der Schweiz sowie Vertreter*innen aus Politik und Ministerien über die Frage, welche Maßnahmen nötig seien, um einen „Klimawandel“ hin zu einer nachhaltigeren Hochschullandschaft einzuleiten. Vor dem Hintergrund der weltweiten Aufmerksamkeit der Fridays for Future Bewegung wurde diskutiert, wie Studierende stärker eingebunden werden können bei der Transformation der Hochschulen. Moderiert wurde die Tagung durch Constantin Pittruff, Student der Hochschule München und Vorstand der Studierendenvertretung seiner Hochschule.
Begrüßt wurden die Teilnehmer*innen von Prof. Dr. Klaus Kreulich, Vizepräsident für Lehre an der Hochschule München. Er eröffnete die Tagung mit einem optimistischen Blick auf die Chancen, die im aktuell wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit liegen. Es folgte eine Videobotschaft des bayerischen Wissenschaftsministers Bernd Sibler, der die gesellschaftliche Rolle von Hochschulen bei der Gestaltung der Lebensgrundlagen der Zukunft betonte. Anschließend sprach Dr. Irene Gabriel, Referentin des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Österreich, über die enge Kooperation von Bayern und Österreich.
Maximilian Frank, Student der TU München und Sprecher der Landes-ASten-Konferenz Bayern, leitete mit folgenden Worten ein: „Sowohl auf unseren Sitzungen als auch auf dem heutigen Netzwerktreffen merkt man, wie sehr den Studierenden das Thema Nachhaltigkeit unter den Nägeln brennt. Jetzt ist die Zeit, auf die vielen politischen Absichtserklärungen konkrete Projekte für die gesamtinstitutionelle Integration von Nachhaltigkeit an den bayerischen Hochschulen folgen zu lassen. Wir Studierende haben viele Ideen, wie dies funktionieren könne.“
„Klimawandel“ an Hochschulen – Zwischen Theorie und Praxis
Prof. Dr. Johann Stötter, Universität Innsbruck, warf in seinem Keynote-Vortrag folgende Fragen auf:
Wie können Studierende bei der Gestaltung einer Kultur der Nachhaltigkeit an Hochschulen mitwirken? Was können Hochschulleitungen, Dozierende und Studierende gemeinsam zur Überwindung der gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts beitragen? Welchen Gestaltungsfreiraum wünschen sich Studierende und welche Form der Unterstützung können Hochschulen und Politik bieten?
Kurzum: Wie muss sich das „Klima“ an den Hochschulen wandeln, um Studierenden einen idealen Nährboden für sozialökologisches Engagement zu bieten und damit den Wandel an den Hochschulen sowie in der Gesellschaft voranzutreiben? Prof. Dr. Stötter wies in seinem Vortrag auf die Forderung der Hochschulrektorenkonferenz hin, dass Hochschulen Vordenkerinnen und gleichzeitig treibende Kraft für die zwingend notwendigen gesellschaftlichen Transformationsprozesse seien.
Kristina Färber, Studentin an der Hochschule München, machte darauf aufmerksam, dass Hochschulen sich, um glaubhaft zu sein, nicht nur in Lehre und Forschung um Nachhaltigkeit kümmern müssen, sondern auch im eigenen Hochschulbetrieb. Lorenz Henggeler, Student der Universität Zürich, stellte heraus, wie bedeutend die Förderung von studentischem Engagement für mehr Nachhaltigkeit sei. Die Akademie der Schweizer Wissenschaften finanziere seit 2017 Studierendenprojekte sowie Strukturen zur Unterstützung studentischer Projektarbeit mit dem „U Change Förderprogramm für Studentische Initiativen“.
Studierendeninitiativen in Aktion
In einer Pitch- & Postersession stellten Studierende aus Bayern, Österreich und der Schweiz eine Vielzahl von bereits aktiv wirksamen studentischen Nachhaltigkeitsinitiativen vor. Auf einer Landkarte wurden diese und weitere Initiativen an den Hochschulstandorten in Bayern und Österreich verortet. Darüber hinaus wurde in vier Workshops mit Hochschulangehörigen aller Gruppen diskutiert, wie Studierende an Hochschulen in Campusmanagement, Governance, Forschung und Lehre aktiver eingebunden werden können. Von Studierenden der HM wurden Ergebnisse des interdisziplinären Lehrprojekts „ZukunftGestalten@HM“ präsentiert, z.B. ein Konzept für CO2-neutrale Vorlesungssäle. In einer abschließenden Podiumsveranstaltung diskutierten Studierende gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Eva Lettenbauer über konkrete Möglichkeiten, wie Studierende zur Gestaltung der sozialökologischen Transformation von Hochschulen beitragen können. Auch richtete sich der Blick der Diskutant*innen auf die gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und die Frage, welche Rolle die Hochschulen bei der Bewältigung dieser einnehmen müssen.
Plädoyer an Hochschulleitungen und Politik
Die Studierenden konnten durch das interaktive Veranstaltungsformat Wünsche bezüglich ihres Gestaltungsfreiraums an Hochschulen äußern sowie Forderungen an die verantwortlichen Akteurinnen stellen. Nachhaltigkeit müsse an den Hochschulen umgehend in allen Tätigkeitsfeldern gesamtinstitutionell verankert werden, um ihrem Anspruch, Zukunftswerkstätten der Gesellschaft zu sein, gerecht zu werden. Dabei verwiesen einige Teilnehmerinnen auf die Notwendigkeit eines klimafreundlichen Hochschulbetriebs und plädierten für die Einführung von Umweltmanagementsystemen, wie EMAS, an allen Hochschulen. Sie kritisierten dabei, dass bisher nur drei von 47 Hochschulen in Bayern nach EMAS zertifiziert seien. Darüber hinaus sei Nachhaltigkeit nicht standardmäßig in den Curricula verankert. Die Studierenden sprachen sich für eine inter- und transdisziplinäre sowie fachspezifische Einbindung des Konzepts der Nachhaltigkeit in die einzelnen Studienfächer aus. Sie wiesen darauf hin, dass sowohl seitens der Hochschulleitungen als auch der Politik Anreizstrukturen geschaffen werden müssen, um eine nachhaltige Entwicklung von Hochschulen zu fördern.
Bei dem Netzwerktreffen gaben 14 Hochschulen aus Bayern bekannt, dass sie ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Zusammenarbeit von Hochschulen im Rahmen des Netzwerks Hochschule und Nachhaltigkeit Bayern unterzeichnet haben mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit an, mit und durch bayerische(n) Hochschulen zu verbessern. Auf der Basis eines gemeinsamen Nachhaltigkeitsverständnisses wollen sie ihre Kräfte bündeln, um Nachhaltigkeit gesamtinstitutionell in den Handlungsfeldern Forschung, Lehre, Betrieb, Governance, Transfer und Studierendeninitiativen zu stärken. Alle Hochschulen in Bayern sind eingeladen, das MoU mitzuzeichnen. Die LandesASten-Konferenz Bayern unterstützt das MoU und hat im Juni ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie sich mit der Transformation hin zu einer „Nachhaltigen Hochschule“ in Lehre, Forschung und Betrieb beschäftigt und hochschulpolitische Forderungen aufgestellt hat.
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